Geschichte

Ich habe mich vor 15 Jahren mit der Geschichte der Fa. Plasty befasst, bin aber schnell an Grenzen gestossen, denn leider gibt es kein Firmenarchiv mehr, wie mir aus Neulussheim mitgeteilt wurde. Man findet nur wenige Quellen, z.B. einige Zeitungsartikel. Obwohl ich seit 2010 nicht weiter nachgeforscht habe, kopiere ich meinen (ver)alte(te)n Text von vor 15 Jahren hier her. Er gibt zumindest einen groben Überblick. Wer hier zur Geschichte von Plasty und Petra etwas beitragen oder verbessern möchte, bitte gerne bei mir melden.


 

 

 

 

 

 



Einführung

Petra war eine Produktserie der Firma Plasty aus Neulussheim. Sie wurde erstmals im Februar 1965 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg vorgestellt. Petra hat die gleiche Größe wie Mattel's Barbie, also 28-29 cm und kann alles tragen was Barbie auch tragen kann. Petra Puppen sind allerdings von einfacherer Qualität, da die Puppen (mindestens bis 1979) im fernen Hongkong aus einfachem Plastik hergestellt wurden. Entsprechend waren sie eine günstige Alternative zu Barbie. Petra war definitiv ein Konkurrenzprodukt zu Barbie. Ein "Clone", also eine echte Imitation von Barbie, ist sie allerdings nicht, da ihr Gesicht anders aussieht als Barbie’s. Trotzdem bezeichnen sie viele Sammler als "Clone", weil Konkurrenzprodukte zu Barbie oft mit diesem Sammelbegriff belegt werden. Die frühen Outfits von Petra & Co. waren von solider Qualität. Viele der Kleidungsstücke der 60er und 70er sind - obwohl sie von Kindern bespielt wurden - heute noch gut erhalten. Auch hat sich eine erstaunliche Zahl von Petra, Fred und Peggy Puppen über die 50-60 Jahre erhalten, die noch in einem sammelwürdigen Zustand sind.


Die "Vintage" Puppenfamilie (-1979/80)

Da ist natürlich zu allererst PETRA, um die sich alles dreht. Schon im ersten Jahr ihrer Existenz kamen 460.000 Petras und 1 Million Kleider auf den Markt. Neben PETRA gab es FRED, der in einer Werbeanzeige als Bruder von Petra bezeichnet wird, was ein bemerkenswerter Unterschied zu BARBIE ist, deren männlicher Gefährte KEN von Mattel als Freund bzw. Verehrer vermarktet wurde. PEGGY war die kleine Schwester von Petra, so wie SKIPPER die kleine Schwester von Barbie war. Während der späten 1970er erschienen DONNA und Petra SOMMERWIND auf der Bildfläche. Sie waren von besserer Qualität und hatten Vinyl-Beine, so wie vorher auch Peggy Star und Fred Star. Des Weiteren hatte Plasty noch andere Modepuppen im Programm, z.B. Lea, Go-Go Girl und Hippie, welche aber nicht als Teil der Petra-Familie beworben wurden. Eine Sonderrolle nimmt Goldköpfchen ein, die als Schwester von Petra galt und ca.1979/80 verkauft wurde. Sie war eigentlich eine Tressy-Puppe der Firma Palitoy. Vermutlich sollte ich auch noch BRITTA erwähnen, welche in den 1970ern als Braut-Puppe verkauft wurde. Sie wurde innerhalb der Petra-Produktreihe beworben, es wurde aber nie angegeben, ob sie eine Schwester, Cousine oder Freundin von Petra war. Da sie wie Petra selbst aussah, könnte sie ihre Zwillingsschwester gewesen sein? 😉


Das Plasty Firmengelände um 1970 (leider längst abgerissen)












Über Plasty und Airfix (-1986)

Plasty wurde im Winter 1948/49 von Fiedler und Podey gegründet. Die Firma verkaufte viele Spielsachen, nicht nur Puppen. In ihrem Werk in Neulußheim stellten sie eigene Produkte her, sie handelten aber auch mit zahlreichen Import-Artikeln aus Fernost (z.B. Petra Puppen). Außerdem fungierte Plasty seit 1954 als deutscher Distributor für die britische Spielwaren-Firma Airfix. 1970 verließ Fiedler die Firma und Plasty wurde an Airfix verkauft (zunächst nur teilweise, 1975 komplett). Plasty wurde in „Airfix Deutschland“ umbenannt. Puppenschachteln aus den späten 1970er Jahren tragen ein Airfix-Plasty-Logo. Einige Kartons tragen nur das Airfix-Logo (um 1980). 1980 oder 1981 kam es zu finanziellen Schwierigkeiten und Airfix wurde nach Übersee verkauft. Podey und sein Bruder kauften mit Hilfe einiger Investoren viele Rechte zurück, belebten Plasty wieder und begannen 1981 erneut mit der Vermarktung von Puppen. Die Erfolgsgeschichte von Plasty ging in die nächste Runde.


1987-1997 und das Ende von allem

1987 wurde Plasty wieder verkauft, warum ist mir derzeit nicht bekannt. Diesmal ging Plasty an die schwedische Firma Lundby. Zu der Zeit wurde Petra in 20 Länder vertrieben. Bei meiner Recherche bin ich auf Petra-Produkte von „Plasty Spiel- und Hobbyartikel, Deutschland“ gestoßen, welche die Jahreszahlen 1990, 1991, 1992 und 1993 tragen. Vermutlich bedeutet das, dass bis 1993 noch einige Petra-Produkte vom deutschen Standort aus gehandelt wurden. Die Petra-Produktserie wurde 1993 an die amerikanische Spielzeugfirma Kenner-Parker/Hasbro verkauft. Die Plasty-Produktionshallen in Deutschland wurden geschlossen und zum 31.12.1993 veräußert. Kenner-Parker fügte Petra und Fred als Freunde zu ihrer bestehenden Puppenlinie Sindy hinzu (eine Puppe, die 1962 in Großbritannien eingeführt wurde), das muss von 1994 bis 1995 oder 1996 gewesen sein. Im Jahr 1997 stellte Hasbro die Sindy-Serie ein und verkaufte sie 1999 an Vivid Imaginations. Im Zuge dessen wurde 1997 wahrscheinlich auch die Petra-Linie eingestellt. Es scheint so, als ob nur Sindy die vielen Veränderungen überlebt hat, denn sie kehrte 2003 zu ihrer ursprünglichen britischen Produktionsfirma „Pedigree“ zurück. Im Gegensatz dazu war Petra's Geschichte zu Ende und das, obwohl Petra eine sehr erfolgreiche Puppe war. Sie war – nach Barbie – die beliebteste und meistverkaufte Modepuppe der 1980er Jahre.

© 2010-2025 Brigitte Enzler / letztmals überarbeitet: Januar 2025


Einige Quellen:

Trödler, Nr. 188 von 1995 (Zeitschrift)

Mode-Puppen Magazin, Nr. 3-05. Dollami Verlag (Zeitschrift)

Silke Knaak - German Fashion Dolls of the 50s and 60 (Buch)

Evangelischer Kindergarten im Podey-Haus (Webseite) 

Ohne deutsche Barbie keine Zukunft (Zeitungsartikel von 2013)



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